01/02/03/04/05/06/07/08/09/10/11/12/13/14/15/16/17/18/19/20/
21
/22/23/24/25/26/27/28/29/30/31/32/33/34/35/36/37/38/39/
40
/41/42/43/44/45/46/47/48/49/

 


30 Juli 2007

Kolumne 44

Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird lautet, wie die Wachen im Gefängnis sich verhalten. Zu dieser Frage hatte ich bereits einige Jahre zuvor in einer früheren Kolumne Stellung bezogen. Die Dinge haben sich seit dem etwas geändert, scheint es mir. Ich hörte, dass es in wirtschaftlich besseren Zeiten schwerer ist, für diesen Job Leute zu finden. Ich vermute, dass das seit einigen Jahren der Fall ist. Seit dem ich hier bin, haben sich die meisten Wachen meist sehr professionell verhalten. Einige taten das nicht, aber das schienen eher Ausnahmen zu sein. Seit einigen Jahren scheinen sich mehr Wachen weniger professionell zu verhalten. Damit sage ich nicht, dass bei allen Wachen der Fall ist, weil das nicht stimmt. Ich sage lediglich, dass es scheint, als würden sich mehr Wachen weniger professionell verhalten, als in der Vergangenheit.

Zum Beispiel gibt es bei uns im Zellenblock diese großen Lautsprecher, so ein System, das man auch auf öffentlichen Plätzen sieht. dieses System ist sehr laut. Selbst wenn man seine Kopfhörer aufhat, hört man immer noch das Gebrüll durch die Lautsprecher. Dieses Lautsprechersystem ist eigentlich dafür gedacht bekannt zu geben, falls jemand Besuch bekommt oder einen Termin in der medizinischen Abteilung hat, oder auch andere Bekanntmachungen durchzugeben. Seit dem letzten Jahr machen sich einige der Wachen einen Spaß daraus, dieses System als einen Art Spielzeug zu benutzen. Sie drehen die Lautstärke voll auf, und anstatt in das Mikrofon zu sprechen (was eigentlich Sinn der Sache ist) schreien sie dann auch noch hinein. Außerdem klopfen sie auch noch an das Mikrofon, so dass das Echo dieses Geklopfes über das Lautsprechersystem halt.
Das Schlimmste ist, dass einige Wachen vergessen, dass sie Wachen und keine Komödianten sind. Sie machen merkwürdige Geräusche über das Mikrofon und fangen dann an zu kichern und zu lachen. Das ist ganz schön kindisch und nicht wirklich professionell.

Störend bei alledem ist, dass diese Spielchen mit dem Lautsprechersystem hier nichts ist, verglichen mit dem, was im Bezirksgefängis so abging, während ich noch dort auf meine Verhandlung wartete. Ich war in dem Teil des Bezirksgefängnisses untergebracht, der auch "die Pro- Per- Abteilung" genannt wird, wo auch die Rechtsbibliothek untergebracht ist. "Pro- Per" ist die Abkürzung für " In Propria Persona" Das ist der Bereich, in dem die Gefangenen untergebracht sind, die sich selbst verteidigen, also als eigene Verteidiger fungieren, und ihren Prozess erwarten.
Einige Gefangene, die mit der Todesstrafe rechnen müssen, und denen ein Co- Berater Status durch das Gericht verliehen wurde, sind auch in dem Bereich untergebracht. Das dient dazu, dass der Angeklagte seinen Verteidigern bei der Vorbereitung auf die Verhandlung assistieren kann.
Die meisten Gefangenen in der Pro- Per- Abteilung  haben keinen Verteidiger und fungieren selbst als Anwalt in eigener Sache.

Viele Gefangene in der Pro- Per Abteilung müssen gegen 4.00  Uhr morgens aufstehen, um zum Gericht gefahren zu werden. Die Gerichte fangen um 8.00 Uhr morgens mit ihrer Arbeit an. Was der Hilfssheriff ( Bezirksgefängnisse werden durch die örtlichen Sheriff- Büro´s geleitet) nun tat war, das Lautsprechersystem voll aufzudrehen, wenn jemand früh sienen Gerichtstermin hatte. Dann nahm er noch den Telefonhörer ab, dass ein lauter Piepton durch das Gebäude hallte. Der Grund war, die Gefangenen  dieser Abteilung die ganze Nacht hindurch wachzuhalten, damit diese dann am nächsten Tag übermüdet wären. Auf diese Weise konnte der Gefangene sich nicht wirklich auf die eigene Verteidigung konzentrieren und dem Verlauf der Verhandlung kaum folgen.

Ich war nicht viele Jahre im Bezirksgefängnis. Zudem hörte ich, dass man die Pro-Per- Gefangenen jetzt in einer anderen Einrichtung untergebracht hat, und weiß auch nicht, ob diese Dinge heute noch gemacht werden. Ich würde gern glauben, dass sas inzwischen aufgehört hat. Unglücklicherweise glaube ich es eben nicht.

Das ist alles, was ich für dieses Mal zu sagen habe. Danke für das Zuhören und meine besten Wünsche für Euch alle.

Dean

P.S. Eine Freundin ( Danke Irma) hat mir gerade einen sehr interessanten Artikel geschickt. Ihr könnt den ja mal im Internet lesen.
http://www.ahrc.com/new/index.php/src/news/sub/article/action/ShowMedia/id/3588