01/02/03/04/05/06/07/08/09/10/11/12/13/14/15/16/17/18/19/20/
21
/22/23/24/25/26/27/28/29/30/31/32/33/34/35/36/37/38/39/
40
/41/42/43/44/45/46/47/48/49/

 


14-02-2006

Kolumne 41

Vor jeder Hinrichtung gibt es eine Anhörung vor dem Gnadenausschuß. Ich kenne zwar nicht alle Details, aber grundsätzlich gibt es eine Anhörung, während der ein Governeur die Möglichkeit hat, sich den Fall des zum Tode Verurteilten nochmals anzusehen und zu entscheiden, ob es Gründe für eine Begnadigung gibt und die Todesstrafe ausgesetzt werden kann.. Das bedeutet keinesfalls, dass der Verurteilte aus dem Gefängnis kommt, wie Befürworter der Todesstrafe immer wieder behaupten. Es bedeutet viel mehr, dass die Todesstrafe für den Gefangenen in lebenslange Haft ohne  die Möglichkeit der Bewährung umgewandelt wird. Es ist das Gleiche wie die Todesstrafe, allerdings weißt du dann nicht, wann du stirbst. Du bleibst im Gefängnis, bis du stirbst, und der einzige Weg, aus dem Gefängnis zu kommen ist, wenn du tot bist.

In den 70 ger Jahren wurde die Todesstrafe in den USA für einige Jahre abgeschafft, Ende der 70ger allerdings schon wieder eingeführt.Seit dieser Zeit wurde die Todesstrafe öfter verhängt, als in den Jahren vor ihre Abschaffung.Ich denke es ist interessant, dass in Kalifornien, bevor die Todesstrafe für einige Jahre abgeschafft worden war, der Gouverneur ca 40% derer, die zum Tode verurteilt waren begnadigte. Das mit den 40% weiß ich nicht positiv, aber es wurde mir so gesagt. Es könnte auch mehr oder weniger als 40% sein.Nachdem die Todesstrafe wieder eingeführt worden war, wurde keinem der 13 oder 14 zum Tode Verurteilte und Hingerichteten mehr Gnade gewährt.

Da war eine enorme Publicity wegen der Williams -Hinrichtung im Dezember. Da war viel Lärm darum, dass ihm Gnade gewährt werden solle.Gouverneur Arnie lehnte das Gnadengesuch für Tookie Williams ab. Wenn irgend ein Mensch je für eine Begnadigung in Frage gekommen wäre, dann wohl er. Arnie hatte keinen plausiblen Grund, das Gnadengesuch für ihn abzulehnen. Ich denke, er hatte schlechte Ratgeber. Wie wir bereits aus der Vergangenheit wissen, ist Arnie ohnehin nicht solch eine helle Leuchte. und wenn seine inkompetenten Berater ihm dann auch noch schlechte Ratschläge erteilen, nimmt die seine Tendenz, alles noch schlimmer zu machen noch zu. Wie bei den meisten Politikern ist alles, was Arnie tut durch die Politik gesteuert und hat nichts mit Recht oder Unrecht zu tun.Und doch war ich überrascht, dass er das Gnadengesuch für Williams ablehnte, zumal ihm das sicherlich den Ruf einer fairen und vertrauenswürdigen Person eingebracht hätte.Ich vermute, diese politische gesteuerte Feigheit überschattete alle Gute, was Williams während seiner Zeit im Todestrakt tat. Mit seinen Büchern versuchte Williams den Kids zu helfen, sich nicht irgendwelchen Gangs anzuschließen, dennoch halfen sie Arnie nicht seine Angst zu überwinden, dass irgendjemand sagen könnte er sei zu weich zu Verbrechern, wenn er Gnade gewährte.

Ich denke, ihr könnt das auch in vermindertem Umfang auf die Ray Allen - Hinrichtung ausweiten. Hier handelte es sich um einen 76 - jährigen , blinden Mann, der bereits im Rollstuhl saß. Der würde eines Tages sicher eines natürlichen Todes sterben, doch Arnie gewährte auch ihm keine Gnade. Die Ironie bei der Sache ist, dass beide Gouverneur Arnie um Verständnis und Verzeihung baten, und Arnie ihre Gnadengesuche trotzdem ablehnte, und nun ist es Arnie, der die Menschen von Kalifornien um Verständnis und Vergebung bittet, weil er in seinem Amt versagt hat. Nun erbittet Arnie Verständnis und Verzeihung von den Bürgern Kaliforniens, aber er selbst ist nicht bereit, das Gleiche jemandem zu gewähren, der zum Tode verurteilt wurde. 

Da war auch eine interessante Reportage in den NEWS über Gnadengesuche, und die Reporter würden den Gefängnissprecher zu diesem Thema gern befragen. Das Gefängnis versucht nun den Versuch, den Medien ihre Version über den Gefangenen zu erzählen. In den meisten Fällen kommen sie so davon und können erzählen, was immer sie wollen, weil sie genau wissen, dass die Medien zu faul sind, selbst Fakten zusammenzutragen und gründlich zu hinterfragen.Im Williams - Fall behauptete das Gefängnis, dass diese immer noch in Gangs involviert wäre, und wie er weiterhin auf dem Gefängnishof im Kontakt zu anderen Gang - Mitgliedern gestanden hätte. Was das Gefängnis vergaß zu erwähnen (ein pures Versehen, da bin ich sicher) war, wie Williams durch das Klassifikationskommitee im Gefängnis einem Hof zugewiesen worden war, und Williams ja keine Chance hatte, in einen anderen Hof zu kommen, und so kam er zwangsläufig mit Gang - Mitgliedern in Kontakt. Als dieser Versuch, die Medien in die Irre zu führen von William´s Anwälten und seiner Familie richtiggestellt wurde, nahm sich das Gefängnis zurück und sagte, Williams wäre nicht zum Verräter für das Gefängnis geworden. Also hat sich jemand, der, nach Aussage des Gefängnisses, nicht zum Verräter wird oder mit den Behörden zusammenarbeitet, auch nicht gebessert. 

Als im Fall Ray Allen das Gnadengesuch von den Gefängnisbehörden mit den Medien diskutiert wurde, behaupteten die Gefängnisbehörden, dass Allen ein charismatischer und einflussreicher Gefangener sei, der es verstand, andere zu manipulieren. Als ich hörte, wie der Gefängnissprecher das sagte (mit versteinertem Gesicht), schüttelte ich nur ungläubig den Kopf. Allen war blind und saß im Rollstuhl. Ich denke 'charismatisch, einflussreich und manipulierend' traf auf ihn nicht zu. Das Gefängnis weiß nur zu gut, dass solche Behauptungen wie: 'sie manipulieren andere und  sie sind charismatisch', und andere Phrasen, die sie nutzen um Gefangene zu beschreiben geeignet sind, die Reaktionen der Öffentlichkeit zu beeinflussen. wenn irgendjemand Experte darin ist, die Öffentlichkeit zu manipulieren, dann ist es das Gefängnis und das Rechtssystem. 

Ich denke, ihr habt das Verhalten des Gefängnissystems und derer, die dafür arbeiten und unter dem Eindruck stehen, dass es ihr Job sei, Gefangene zu bestrafen beobachtet. Aus irgendeinem Grund scheinen sie zu glauben, dass sie Wege finden müssten um Gefangene zu bestrafen. Sie scheinen gar nicht zu bemerken, dass es gar nicht ihre Aufgabe ist, Menschen in Gefängnissen oder im Todestrakt zu bestrafen.Wenn diese Gefängnisinsassen hingerichtet werden oder aber eine reguläre Gefängnisstrafe verbüßen müssen, wurde die Strafe durch die Gerichte verhängt, nicht aber durch das Gefängnissystem oder gar diejenigen, die dort arbeiten.Die Strafe ist der Verlust der Freiheit (in den meisten Fällen) oder aber in einigen Fällen die Todesstrafe. Es scheint, dass das Gefängnissystem routinemäßig ihrer Vollmachten überschreitet und das auch beabsichtigt.

Ich frage mich, was es bringen würde, wenn Gefängnis und Rechtssystem alles nur Denkbare versuchen würden, um alle Kraft in die Rehabilitierung von Strafgefangenen zu investieren, zu versuchen, die Gefangenen auf ein erfolgreiches Leben in Freiheit vorzubereiten, statt sich der irreführenden Einbildung hinzugeben, dass sie die Gefangenen bestrafen müssten. Wie ich vorher bereits erwähnte sind Gefängnis- oder Todesstrafe Sache der Gerichte, nicht des Gefängnissystems.

Ich scheine vom Thema etwas abgeschweift zu sein. Doch hoffentlich habt ihr trotzdem das Wesentliche von dem verstanden, was ich meine. Gnade, Besserung oder 'charismatisch' oder aber 'manipulierend' zu sein, oder auch andere Bezeichnungen. Das sind alles Worte, die dazu dienen sollen, den Unterschied zwischen recht und unrecht nicht mehr zu erkennen. Wenn ihr hört, dass man Gefangene so beschreibt, solltet ihr die Motive derjenigen, die das sagen, unter die Lupe nehmen.
Das war´s für heute. Danke für eure Geduld.

Bis dann,
Dean