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25-03-2003

Kolumne 37

Als ich vor einigen Jahren begann, diese Kolumnen zu schreiben, habe ich über den physischen Aspekt gesprochen, was es bedeutet, hier im Todestrakt zu sitzen. Das war vor langer Zeit, und seit dem hat es Veränderungen gegeben. Tatsächlich sind es eine ganze Reihe von Veränderungen; viele kleinere und einige größere. Eine große Veränderung zum Beispiel ist die Genehmigung, einen neuen Todestrakt zu bauen, in dem dann alle zum Tode Verurteilten untergebracht werden sollen.

Der neue Todestrakt soll auf dem Gelände von San Quentin gebaut werden, aber es werden noch einige Jahre vergehen, bis das geschieht.Der neue Todestrakt ist bislang noch nicht projektiert, so weit ich das verstanden habe. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Von dem armseligen Sictweise, dass man das Geld, welches man dafür aufwendet, für bessere Zwecke verwenden könnte. Wenn die Todesstrafe abgeschafft würde, würde das der Öffentlichkeit eine Menge Gelder sparen. Aber das scheint nicht einzutreten. Da man die Todesstrafe beibehalten will, braucht man ein neues Gebäude, um alle zum Tode Verurteilten darin unterzubringen.

Eines meiner Bedenken dabei ist, in welcher Weise das Gefängnis diese Gelegenheit nutzen wird um uns noch mehr von dem Wenigen zu nehmen, was wir noch haben. Es wird noch restriktiver werden, als es jetzt bereits der Fall ist. Während der letzten zehn Jahre hat das Gefängnis uns Stück für Stück genommen, was uns bis dahin erlaubt gewesen war. Die meisten Dinge würden euch als nicht so bedeutsam erscheinen, so werde ich euch auch nicht damit langweilen, diese Dinge aufzulisten, doch einige Dinge, die man uns genommen hat, waren für uns hier im Todestrakt sehr bedeutend.

In der Vergangenheit habe ich auch über Besuche gesprochen. In diesem Bereich haben die größten Veränderungen stattgefunden. Früher fanden Besuche in einem großen Raum statt, in dem alle Gefängnisinsassen und Besucher sich trafen. Es gab dabei nie irgendwelche Probleme, bis vor einigen Jahren. Das Gefängnis erlaubte dann den Gefangenen, welche nicht zusammen sein sollten, zur gleichen Zeit in einem Besucherraum zusammenzukommen. Das Ergebnis war ein Kampf. Danach wurden dann alle Besuche verboten, ausgenommen begrenzter Besuche, getrennt hinter einer Glasscheibe. Endlich wurden Besuche wieder begrenzt erlaubt. Statt der offenen Räume, ließ das Gefängnis Käfige bauen, in denen die Besuche dann abgehalten wurden. Es gibt so an die 14 oder 15 Käfige, somit erlauben sie auch nur so viele Besuche auf einmal. nun muss der Besucher ca. eine Woche im Voraus einen Termin abstimmen. Das war vorher nicht der Fall, daher haben sich die Modalitäten für Besuche seit diesem Vorfall geändert. Einige, die misstrauisch sind vermuten, dass das Gefängnis diesen zwei Gefangenen absichtlich erlaubt hatte, in einem Raum zusammenzukommen, darauf hoffend, ein Vorfall wie jener würde geschehen, damit es einen Grund gäbe, die Besuchsmöglichkeiten einzuschränken. Ich persönlich denke aber, die tun ohnehin, was sie wollen und brauchen solch ein Komplott nicht. Allerdings muss ich auch zugeben, dass dieser Vorfall dem Gefängnis sehr gelegen kommen musste. Jedenfalls reagierten sie prompt darauf. Ich vermute auch, dass die Besuchsmöglichkeiten noch weiter eingeschränkt werden als bisher, wenn der neue Todestrakt erst gebaut ist.

Ein anderer Teil des Todestrakts, über den ich mich damals schon geäußert hatte, betrifft die Schusswaffen, die die Wachen auf den Gängen tragen. Da sind erstmal immer noch die automatischen Gewehre, aber zusätzlich wurden vor einigen Jahren Wasserkanonen installiert, die eine Mischung von Wasser und Chemikalien abgeben, was Augen, Nase und Atem reizt. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, aber ich hörte, der Druck dieser Wasserkanonen sei stark genug, um die Farbe von den Wänden runterzuholen. Was ich allerdings weiß ist, dass der Druck ausreicht, eine Person ca 6-12 m weit wegzudrücken Ich denke, diese Wasserkannen waren eine gute zusätzliche Einrichtung. Wie ich schon sagte -; die würden auf Leute schießen, die miteinander kämpfen. Da erscheint der Einsatz von Wasserkanonen, der diese Leute außer Gefecht setzt, humaner. Natürlich abhängig von eurer Definition, die Humanität betreffend. Die Wachen benutzen außerdem diese großen Gewehre mit Gummigeschossen, bzw. einige Arten von Holzprojektilen. Das ist also noch eine der positiveren Veränderungen, die sich ergeben haben.

Ich hatte mich auch schon zum A/C (dem Adjustment Center) geäußert. Das ist der Ort, wo sie die Gefangenen mit den höchsten Sicherheitsproblemen unterbringen. Vor einigen Jahren gab es da einen Vorfall. So weit ich informiert bin, gelangten einige Männer durch einen Zaun im Gefängnishof und hatten eine Auseinandersetzung mit ein paar Wärtern. Mir sind keine Einzelheiten bekannt, also kann ich euch auch nicht mehr darüber sagen. Nach diesem Vorfall bauten sie im Gefängnishof Käfige, so dass man nun dort nicht mehr laufen oder Basketball spielen kann; statt dessen lassen sie einen gefangenen für die begrenzte zeit seines Hofganges in diesen Käfig, ich weiß nicht für wie lange. Wahrscheinlich für ein paar Stunden jedes Mal, und vielleicht 2-3 mal wöchentlich, aber das ist nur eine Vermutung von mir.

Ich hatte auch erwähnt, dass es in unseren Zellen weder Regale noch Tische gibt. Vor ungefähr sieben Jahren installierten sie Regale in unseren Zellen, das macht schon einen großen Unterschied. Sie haben aber immer noch keinen Tisch, den du in der Zelle benutzen kannst. Ich habe drei Pappkartons übereinander gestapelt. Hier schreibe ich, und es funktioniert.

Das sind die hauptsächlichsten Veränderungen, die sich während der letzten Jahre hier ergeben haben, seit ich über diese Dinge erstmalig geschrieben habe. Wenn und Falls der neue Todestrakt gebaut wird, werden die Zellen hoffentlich etwas mehr Raum bieten und besser ausgestattet sein, zum Beispiel mit Tischen. Und ich hoffe auch, dass sie es nicht als Gelegenheit nutzen, uns noch mehr wegzunehmen, als es ohnehin bereits der Fall ist. Ich vermute, wir werden es herausfinden, trotzdem weiß ich aus Erfahrung, dass sie uns ständig unsere Rechte beschneiden, und wir müssen uns dann an die Gerichte wenden um das zu verhindern.

Sie brauchen auch dringend einen neuen Todestrakt in Kalifornien, wenn sie die Todesstrafe hier beibehalten wollen. Vor ein paar Wochen gab es hier eine Tour durch den Todestrakt, dabei waren Abordnungen der verschiedenen Medien, Zeitungen und TV - Stationen. Beabsichtigt worden war, den Anwesenden zu zeigen, wie hoffnungslos überfüllt und veraltet der derzeitige Todestrakt sei. Ich weiß nicht, was die Vertreter der Medien darüber dachten oder sagten. Aber es ist offensichtlich, dass jeder, der hierher kommt überzeugt werden soll, dass man einen neuen Todestrakt hier braucht.

Als ich hier in den Todestrakt kam, waren zwischen 250 und 350 Menschen hier. Seitdem hat sich die Anzahl der zum Tode Verurteilten auf mehr als 600 Menschen erhöht. der Todestrakt von San Quentin wurde ursprünglich für die Unterbringung von 64 Menschen gebaut. Nun sind ca. zehn mal so viele Verurteilte hier. Offensichtlich will man nun den neuen Todestrakt für die Unterbringung von tausend Verurteilten bauen. Dabei möchte ich nochmals erwähnen, wie kostspielig die Todesstrafe ist. Ihr könnt es euch selbst mal ausrechnen, wie viel Geld Kalifornien sparen würde, wenn die Todesstrafe hier abgeschafft werden würde.

Für heute will ich schließen. Danke für eure Zeit, und fühlt euch frei, meine Kolumnen zu kommentieren, oder auch mir persönlich zu schreiben. Meine Adresse findet ihr auf dieser Website.

Passt auf euch auf,
Dean