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2/3/1997

Kolumne 14

Sieht so aus, als wäre der Zirkus zurück in Los Angeles. Der O.J. Prozeß hat wieder begonnen. Wobei ich den Eindruck hatte, daß er schon ein Mal freigesprochen wurde. Ich nehme an, daß "double jeopardy" nicht nur Teil einer Spiele Show im Fernsehen ist.

Ich denke letztes Mal habe ich darüber gesprochen, wie die Jury in einem Todesurteilsverfahren ausgewählt wird und über das Verfahren im allgemeinen. Ich habe darüber gesprochen, wie die meisten jungen Leute aus Härtefall Gründen entschuldigt werden, d.h. sie würden ihren Job verlieren, oder in der Schule zurückfallen, weshalb die meisten der Geschworenen Rentner sind und für gewöhnlich ältere Leute. Ich erzähle Euch nichts neues, wenn ich sage, daß ältere Leute für gewöhnlich feste Ansichten haben, und dazu tendieren, den Dingen weniger aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Sie neigen auch mehr dazu, zu glauben, daß der Staatsanwalt und das Gericht niemals ein Verfahren gegen eine Person eröffnen würden, es sei denn, sie wäre schuldig.

Ich habe die letzte Kolumne mit dem Hinweis darauf beendet, wie der Schutz, den eine Person vor Gericht genießt, im Verlaufe der letzten 30 Jahre oder so, immer mehr verringert wurde. Ja, es gibt diesen Fall, wo eine Person zufällig durchschlüpft, aber dadurch läßt man sich verleiten zu glauben, daß das für jede Person in einem Gerichtsverfahren gilt. Infolge dessen, daß dieser Schutz, während der letzten drei Jahrzehnte, immer weiter beschnitten wurde, ist von dem Schutz, den eine Person in einem Verfahren genießen sollte, nur noch ein bloßes Skelett übrig geblieben . . . oder das ursprüngliche Anliegen wurde so stark reduziert, daß es wirkungslos geworden ist. Wenn Ihr also im Fernsehen jemand sich über all die Rechte von Angeklagten ereifern und toben hört, solltet Ihr ein bißchen genauer hinsehen. Fragt vielleicht, welche Rechte genau. Ich denke, daß diese Leute dazu tendieren, Rechte mit grundlegender Fairneß durcheinander zu bringen. Aber wenn Ihr nächstes Mal jemand über die Rechte des Angeklagten lamentieren hört, versucht sie auf das, was sie genau sagen festzulegen. Ich bezweifle ernsthaft, daß Ihr sie auf irgend etwas genaues festlegen könnt . . . nur vage Aussagen darüber, wie das System sich einzig um die Rechte der Angeklagten sorgt. Aber es scheint für die "victims´ rights groups" effektiv zu sein, und es bringt den Politikern Stimmen. Ich nehme an, daß Angst ein effektives Mittel ist, die Schafe bei der Herde zu halten.

Damit, daß all diese Schutzmaßnahmen für den Angeklagten mit der Zeit erodiert wurden, sind die Chancen einer Person, fälschlicherweise verurteilt zu werden, im direkten Verhältnis zu der Modifizierung der Gesetze und Regeln vor Gericht gestiegen. So, das wirft eine interessante Frage auf. Wenn eine unschuldige Person hingerichtet wird und es später bewiesen wird, daß diese Person hingerichtet wurde, obwohl sie unschuldig war, sollten die Leute, die dafür verantwortlich sind, daß das passiert ist, auch hingerichtet oder wegen Mordes ins Gefängnis geschickt werden? Es gab eine Reihe von Fällen, wo das kürzlich passiert ist. Die Ironie war, daß der Staatsanwalt seine Schuld daran, mindestens vier Männern das Leben gestohlen zu haben, immer noch nicht zugeben wollte. Statt dessen war ein "UUUUPS" alles, was zu hören war. Ich würde wetten, derselbe Staatsanwalt wäre bei der Hinrichtung herumstolziert als wäre er eine Art Held, wenn die Wahrheit nicht herausgekommen wäre. Es gab nur ein widerwillig hervorgebrachtes "UUUUPS" dazu.

Ich nehme an, der Punkt auf den ich kommen wollte (wenngleich ein bißchen umständlich) ist, daß ein Todesurteilsprozeß nicht so ist, wie man es im Fernsehen sieht. Die Verteidigung hat nicht die Freiheit, in letzter Minute Beweise hervorzubringen, die den Fall gewinnen, noch versteckt sich der Angeklagte hinter Gesetzen, die ihn bevorteilen und bevorzugen. Die Verteidigung muß die Beweise mit der Staatsanwaltschaft teilen, so daß der Staatsanwalt einen Weg finden kann, zu kontern, und so etwas wie Überraschungszeugen, die den Tag für den Angeklagten retten, gibt es nicht. Noch eine andere Sache, die die Leute nicht wahrzunehmen scheinen ist, daß der Richter die Verteidigungsstrategie, die der Anwalt des Angeklagten der Jury präsentieren wird, billigen muß. Somit ist der gesamte Prozeß genauestens dirigiert und es gibt nur sehr wenig Spielraum in der Verteidigung des Anwalts. Zumindest ist es in Kalifornien so. Ich bezweifle, daß es in den anderen Staaten viel anders ist. In den Grundzügen haben sie alle dieselbe Vorgehensweise.

Etwas, worüber man nicht viel hört, sind die Angeklagten, die nicht durch einen Anwalt vertreten werden, sondern als ihr eigener Anwalt auftreten. Das ist ein Angeklagter, Propria Persona oder Pro Per. Ich denke, daß das ein interessantes Phänomen ist und werde demnächst etwas mehr darüber sprechen.

Ich möchte denen von Euch danken, die Briefe zu meiner Unterstützung geschrieben haben, sie werden dankbar entgegengenommen. Schreibt ruhig, wenn ihr Fragen habt oder Kommentare abgeben wollt. Wie ich in einer vorherigen Kolumne schon feststellte, falls Ihr mir an die andere "web site" geschrieben habt, bekomme ich Eure Briefe nicht, deshalb solltet Ihr mir hierher schreiben. Ich werde versuchen, jedem zu antworten, der schreibt, ausgenommen es ist ein Brief voller Bosheit. So, bis zum nächsten Mal.

Bis später,
Dean