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20. Juni 2011

Kolumne 51

In den mehr als zwei Jahrzehnten, die ich hier im Todestrakt bin, hat sich viel verändert und der Todestrakt in den ich einst gekommen ist längst Vergangenheit. In meinen ersten Veröffentlichungen schrieb ich darüber, wie es damals im Todestrakt war. Ich schätze, dass sich inzwischen mehr als die Hälfte der damals von mir beschriebenen Zustände wesentlich geändert hat.

Als ich hier im Todestrakt von San Quentin ankam, befanden sich hier etwas über 300 zum Tode verurteilte Gefangene. Das beinhaltet die Gefangenen im Frauen-Todestrakt (der Todestrakt für Frauen befindet sich inzwischen im Chowchilla Frauengefängnis). Seit ich hier bin hat sich die Zahl der Gefangenen im Todestrakt mehr als verdoppelt und zählt nun ca. 700 Gefangene. Das ist jedenfalls das Letzte, was ich gehört habe.

Ich vermute, dass es keine Überraschung ist, dass sich aufgrund der wachsenden Anzahl der gefangenen im Todestrakt vieles hier verändert hat, unter anderem auch die Behandlung der Gefangenen. Manche Änderungen sind logisch und von Nöten, schon allein aufgrund der logistischen, baulichen und technischen Einschränkungen. Allerdings geschahen manche Veränderungen auch nur aufgrund von Gemeinheiten anstatt von Notwendigkeiten. Als Beispiel hierfür nenn ich das Besuchsprogramm im Todestrakt. Als ich hier ankam durften wir 6 Tage die Woche Besuch empfangen, dann reduzierten sie es auf 5 Tage. Zu der Zeit mussten alle Besucher (sofern sie eine Besuchserlaubnis hatten) zum Besucher - Treffpunkt außerhalb des Gefängnistores kommen, wenn sie jemanden besuchen wollten. Schließlich wurden die Besuchertage auf 4 pro Woche reduziert und die Besucher wurden dazu angehalten, den Besuchstermin eine Woche im Voraus festzulegen. Zur selben Zeit wurde die Anzahl der erlaubten Besucher pro Tag stark reduziert. Vor ca. 2 Jahren haben sie dann die Besuche auf 2 pro Woche eingeschränkt.

Also hat sich in 20 Jahren die Anzahl der hier verurteilten Gefangenen mehr als verdoppelt wogegen die Anzahl der erlaubten Besuche auf ein Minimum reduziert wurde. Grundsätzlich ist die Anzahl der Leute, die sich um Besuchstermine bemühen und sie sich erstrebten wollen auf das Doppelte angestiegen, das Verfahren ist wesentlich schwieriger geworden und die Besuchszeiten wurden deutlich verkürzt.

Die meisten Menschen kümmert es nicht, wenn Gefangene im Todestrakt keinen Besuch bekommen können, aber die Zeiteinbußen machen es Familienangehörigen und Freunden extrem schwierig ihre geliebten Menschen im Gefängnis zu besuchen. Die meisten Menschen hier im Todestrakt meinen, sie würden durch die Kürzungen bestraft, aber die eigentlich bestraften sind die Freunde und Familien deren, die im Todestrakt sitzen.

Anstatt die Besuchszeiten ständig zu kürzen wäre es für die Gefängnisleitung ein leichtes, die Regelungen wieder zu ändern und mehreren Freunden und Familienangehörigen die Möglichkeit zu geben, ihre Lieben zu besuchen. Sie könnten ohne Weiteres mehr Besuchskabinen zur Verfügung stellen, sie könnten die Besuchszeiten verlängern um mehrere Besuchstermine wahrzunehmen. Oder aber die einfachste und billigste Möglichkeit wäre es, die alte Regelung wieder gelten zu lassen: einen offenen Besuchsraum (keine Besuchskabinen mehr) und keinen vorherigen Anmeldungen mehr. Alles, was ein Besucher tun müsste, wäre, zu dem Besuchertreffpunkt zu kommen und eingelassen zu werden.

Das ist es, was ich heute zu sagen habe. Es tut mir leid, dass ich solange nichts von mir habe hören lassen. Ich freue mich über jede Nachricht oder schreibt mir direkt an meine Gefängnisadresse. Passt gut auf euch auf !

 

Viele Grüße

Dean Carter

20. Juni 2011



Dean Carter
P.O. Box C-97919
San Quentin Prison
San Quentin, California 94974 USA